Karstädt
Karstädt ist der größte Ort im Gemeindegebiet (2.236 Einwohner/Stand: 30.06.2022) und liegt an der B 5 und der Bahnlinie Hamburg – Berlin. Zu Karstädt gehören die Gemeindeteile: Postlin und Stavenow.
Karstädt
Karstädt – ein altes Angerdorf – wurde 1271 erstmals urkundlich erwähnt. 1996 konnte der Ort sein 725-jähriges Bestehen feiern. Der Name Karstädt geht auf das anhaltinische Adelsgeschlecht „von Karstede“ zurück. Der aus diesem Geschlecht stammende Ritter Reinhold Karstede ließ sich hier nieder und verewigte sich somit bis in die heutige Zeit. Im alten Ortskern befindet sich eine Kirche, deren Ursprung bis ins 14. Jahrhundert reicht. 1885 wurde die Kirche bis auf einen kleinen Teil abgerissen. Da die Zahl der Kirchensitze nicht mehr ausreichte, wurde ein Neubau beschlossen. Bei den Abrissarbeiten fand man eine Kasula (Gewand) mit aufgelegtem Kreuz. Laut eines damals eingeholten Gutachters von Professor Lessing aus Berlin wurde die Kasula im 14. Jahrhundert aus einem alt-italienischen Stoff hergestellt. Das Muster des Stoffes war golden auf blass rotem Grund gewebt und bestand aus Palmetten mit Schriftband.
Am 23. Mai 1895 fand die Grundsteinlegung für die neue Kirche statt, die schon knapp 6 Monate später, am 31. Oktober 1895 mit einem Gottesdienst eingeweiht wurde. Ende 1895 wurde die Orgel eingebaut. Im Turm der Kirche befinden sich 3 Glocken. 1989 wurden der Turm und das Kirchendach im Zuge umfangreicher Sanierungsarbeiten völlig neu mit Schiefer eingedeckt.
Nach der Wende wurden die Wohnhäuser um die Kirche (auch Dorfanger genannt) mit Hilfe staatlicher Zuschüsse saniert. Auch das Bahnhofsviertel aus der Zeit des Baues der Bahnstrecke Berlin – Hamburg hat sich in den letzten 15 Jahren wesentlich verändert. Das im Jahr 2002 sanierte Karstädter Freibad bietet den Einheimischen und seinen Gästen in den Sommermonaten ausgezeichnete Bademöglichkeiten. Vorhanden sind: Planschbecken für Kleinkinder, Nichtschwimmerbecken, Schlangenrutsche, Schwimmbecken, Kegelbahn, Volleyballanlage, Spielplatz und ein Grillplatz. 2008 feierte das Freibad sein 70-jähriges Bestehen. Die Freilichtbühne und die 1996 erbaute Mehrzweckhalle liegen in unmittelbarer Nähe des Freibades und werden für eine Vielzahl von kulturellen und sportlichen Veranstaltungen genutzt.
Karstädt ist das Zentrum der Gemeinde. Hier befindet sich der Sitz der Verwaltung, die 1996 in ein neu errichtetes Verwaltungsgebäude einzog.
Als zentraler Ort für die umliegenden Ortsteile bietet Karstädt eine gute Infrastruktur. So gibt es beispielsweise eine Grundschule, zwei Bankfilialen, eine Kindertagesstätte, eine Apotheke, zwei Allgemeinärzte, zwei Zahnärzte, zwei Physiotherapeuten, einen Optiker, zahlreiche gastronomische Einrichtungen auch mit Übernachtungsmöglichkeiten, mehrere Dienstleister (Frisöre, Kosmetiker, Versicherungen, Fahrschulen, Reisebüros, Architekten usw.) und gute Einkaufsmöglichkeiten (Aldi, Penny, Schlecker, KIK, Getränkemärkte) sowie einen Baustoffhandel. Außerdem gibt es noch die Marktpassage mit Musikpub und Eiskaffee. Einmal in der Woche findet in der Marktpassage ein Wochenmarkt statt.
Viele Vereine bereichern das kulturelle Angebot. Sport und singen, angeln und Kleintierzucht, für alle ist etwas dabei. Vom 11.11. bis Aschermittwoch wird Karstädt durch „Narren“ regiert. Die Mitglieder aller Vereine sorgen zu jeder Jahreszeit für spezielle Aktivitäten!
Semlin wurde zum ersten Mal im Jahre 1312 genannt, als Markgraf Woldemar dem Kloster Eldena das Eigentum über dessen Besitzungen in den Landen Perleberg, Lenzen und Grabow verkaufte. Darunter waren auch sechs Hufe aus dem Dorf Semlin. 1440 kam Semlin an die Quitzows zu Stavenow. Bekannt ist, dass Lütke von Quitzow zu Stavenow eine Schäferei und eine Meierei errichten ließ und damit ein Vorwerk zum Gut Stavenow begründete. Nach dem 30-jährigen Krieg ließ der neue Eigentümer der Herrschaft Stavenow, der Freiherr von Blumenthal, Semlin als einen Wirtschaftshof wieder herrichten, so dass er das Gut Stavenow einschließlich Semlins verpachten konnte. 1929 war der damalige Besitzer Hans-Joachim von Bonin gezwungen, das Gut Semlin aufzugeben. Es fiel an den Staat. Im Laufe der Jahre 1930 – 32 wurde das ehemalige Gutsland aufgesiedelt. Das ehemalige Gutshaus in Semlin wurde in den 60-iger Jahren als Säuglingsheim und als Kinderkrippe genutzt. Nach der Wende wurde das Gebäude eine Wohnstätte für Menschen mit geistiger Behinderung (Träger: Lebenshilfe Kreisvereinigung Prignitz e. V.). 2004 wurde das Haus behindertengerecht umgebaut. Dadurch konnten die Lebensbedingungen der Bewohner wesentlich verbessert werden. Durch die unmittelbare Nähe zu Karstädt ist in Semlin ein großes Areal mit zahlreichen neuen Eigenheimen entstanden.
Postlin
Die erste urkundliche Erwähnung von Postlin erfolgte im Jahre 1345 – das Jahr in dem der erste allgemeine Landtag der Mark Brandenburg in Berlin stattgefunden hatte. Damit kann Postlin 2010 sein 665-jähriges Bestehen feiern. Der kleine Ort hat eine sehr weit reichende Geschichte. Hier sind nur einige Stationen genannt. Bodenfunde belegen jedoch eine starke Besiedlung bis in die Steinzeit zurück. Ferner gab es einen riesigen Burgwall in slawischer Zeit an der Löcknitz. Wer mehr Informationen haben möchte, den verweisen wir an den DPHC – Der-Postliner-Heimat-Club e. V. oder im Internet unter www.postlin-online.de.
Der Perleberger Bürger Heinrich Radolf – sowie seine Vorfahren- wurden 1345 mit den Einkünften aus „Postelyn“ belehnt. Große Getreidefelder müssen zu dieser Zeit den Ort gekennzeichnet haben. Wohlstand erlangte Postlin durch seine Mühlen, in denen auch die umliegenden Orte mahlen lassen mussten. Die ersten Adligen waren die von Kaphengst. Nach mehreren Überfällen mecklenburgischer Raubritter im 15. Jahrhundert wurde Postlin zur Mutterkirche nach Dallmin gehörig. Patrone waren fortan die Herren von Winterfeld aus Dallmin. Ab 1543 wirkte der bei den Postlinern sehr beliebte erste reformatorische Pfarrer Petrus Kregenow. Die große Kirchenglocke von 1564 verkündet noch heute aus jener Zeit. Im Dreißigjährigen Krieg war auch Postlin stark entvölkert. Aber bereits 1647 glückte ein Neuanfang und man zählte schon wieder 53 Einwohner. 1716 findet eine große Schulvisitation statt. Der Pastor schlägt vor auch am Sonntag Schule halten zu wollen.
1540 wurde Postelin, 1542 Postellin und Postulin, 1548 Pesselin in alten Schriften und Archiven erwähnt. Überliefert wird, das Postlin ein Sackgassendorf war und weiter nördlich gelegen haben soll. 1767 sah das Dorf schon ähnlich aus wie heute, wie ein Kartenausschnitt aus dieser Zeit belegt. 1866 wurde die Kirche unter Verwendung alter Mauerreste auf dem alten Fundament fast vollständig neu gebaut. Zu jener Zeit waren noch die alten Bänke aus dem Jahre 1549 vorhanden. Das Dorf zählt an die 300 Einwohner, deshalb entstand auf den alten Fundamenten- allerdings um 5 m nach Osten verlängert – und unter Benutzung des alten Feldsteinmaterials der heutige neogotische Bau.
1888 brannte in Postlin die Wassermühle auf. 1911 wurde auch bei Postlin mit dem Bau der Kreisringbahn (Westprignitz) begonnen. Viele Eisenbahner siedelten sich in dem kleinen Ort an. Große Verdienste hierbei gehören vor allem Victor von Podbielski, welcher auch Patron von Postlin und Strehlen war. Er war auch in Postlin ein gern gesehener Gast und selbst Kaiser Wilhelm spielte oft Karten und stieg am Kaiserhaltepunkt, welcher 2008 mit den Dallminern feierlich eingeweiht wurde, in eine Kutsche um. Das älteste Schulgebäude stammt aus dem Jahre 1793 und ist ein Lehmfachwerkhaus mit Strohdach. Wohnung und Ställe lagen unter einem Dach. Außer einer kleinen Stube und der Küche war noch ein zweites Zimmer vorhanden, das in einem Anbau untergebracht und als Klassenzimmer und Werkstatt zugleich diente. Dieses Haus wurde später die Schulscheune und war es bis zum Jahre 1927. Am 20. Oktober 1927 wurde ein viel größeres und moderneres Schulhaus durch eine Einweihungsfeier seinem Zwecke übergeben. Bis zum März 1969 wurden Postliner Kinder in den Unterstufenklassen in diesem Schulgebäude unterrichtet. Seit dieser Zeit besuchen sie die Karstädter Schule. Das Schulgebäude in Postlin dient seitdem als Wohnung für zwei Familien.
1933 wurde in Postlin die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Wehrführer war Erich Kobs. Nach dem Krieg organisierte sich die Freiwillige Feuerwehr Postlin langsam wieder. Einige Männer im Kriege geblieben, andere aus der Gefangenschaft nicht zurückgekehrt. Leider überdauerte sie das Jahr 1990 nicht.
1956 im September wurden die meisten der alten Linden in der Dorfstraße durch einen Sturm entwurzelt. Der Rest fiel den Sägen zum Opfer.
Im Oktober 2007 wurde die alte Brücke in Postlin abgerissen, weil sie den Ansprüchen des Auto- und Bahnverkehrs nicht mehr genügte. Anschließend erfolgte ein Neubau der Brücke über die Eisenbahntrasse Berlin – Hamburg. Am 14. Juli 2008 wurde sie feierlich übergeben. 30 Meter lang und 13,50 Meter breit ist die neue Brücke, die als eines der Schlüsselprojekte des Regionalen Wachstumskernes Perleberg – Wittenberge – Karstädt gilt.
Im Jahre 2008 zählt Postlin 360 Einwohner, genauso viel wie um 1890. Wegen der Nähe zu vielen Infrastrukturen ist Postlin auch heute noch sehr interessant. Es lässt sich gut wohnen und in der Umgebung wandern und Radfahren. Im Ort gibt es 2 landwirtschaftliche Familienbetriebe mit Milchviehhaltung, 2 traditionsreiche Gasthäuser, einen Landwirtschaftsausrüster, einen Maler, einen Friseur, eine Schneiderin, 2 Elektriker, einen Maurerbetrieb, einen Hufschmied, einen Ofen- und Kaminbauer sowie einen Spar- und einen Heimatverein. Weitere Betriebe sind angesiedelt im Gewerbegebiet, welches sich auf Postliner Boden befindet.
Weitere Informationen zur Geschichte von Postlin sind erhältlich unter:
DHPC – Der-Postliner-Heimat-Club e. V.
Postlin
Alter Schulweg 2
19357 Karstädt oder www.postlin-online.de
Stavenow
Stavenow ist der älteste Gemeindeteil von Karstädt und wurde bereits 1252 urkundlich erwähnt, wo ein Ritter Gerhard von Stavenow in einer Urkunde des Markgrafen Otto III. als Zeuge genannt wurde. Es ist zu vermuten, dass es in dem historisch interessanten Ort bereits im 13. Jahrhundert eine Wasserburg gab.
Die seit dem 14. Jahrhundert bestehende Herrschaft Stavenow unterlag der mecklenburgischen Lehnshoheit und ging im 15. Jahrhundert an die Adelsfamilie von Quitzow über, denen die von Blumenthals folgten. Nach der Zerstörung des 30-jährigen Krieges 1649 ließen die von Blumenthals das Gut wieder aufbauen. 1700 folgte ein Umbau der mittelalterlichen Burg. Anfang des 18. Jahrhunderts waren die von Kleist Besitzer Stavenows. Von 1809 – 1819 übernahm der Staatsminister Otto Karl Friedrich Voß die Herrschaft über Stavenow. Sein Nachfolger Graf Carl Otto Friedrich von Voß ließ das Gutshaus um 1850 von dem damals sehr bekannten Architekten August Stüler (1800 – 1865) abermals umbauen.
Durch ein Großfeuer 1945 verlor die Burg Stavenow viel von ihrem einstigen Aussehen. Das Schloss brannte aus und wurde bis auf den Südflügel und einen Rest des Westflügels abgetragen. Die fast einen Meter dicken Außenmauern, die im Turmbereich eine Stärke von etwa zwei Metern erreichen, dürfen noch von der spätmittelalterlichen Quitzow-Burg stammen. Die Wände des Kellers sind aus Feldsteinen und die Tonnengewölbe aus großformatigen Ziegeln gemauert. Den Parkeingang markieren zwei Torpfeiler mit baldachinartigen Laternenaufsätzen aus Terrakotta. Die Burg Stavenow war eine der wichtigsten Burgen der Prignitz, da sie direkt an der alten Heer- und Handelsstraße von Perleberg nach Lübeck lag. Sie führte über Plattenhof und Nebelin zur Burg Stavenow, weiter über Dargardt, Sargleben und Warnow nach Grabow. Bis 1990 wurde die Burg als Kinderferienlager genutzt. Danach stand sie lange leer und ist seit 1998 in Privatbesitz. Heute kann man auf der Burg Stavenow Urlaub machen und auch heiraten.
Die kleine Kirche in Stavenow wurde um 1726/27 errichtet. Es ist ein sehr schlichter rechteckiger Putzbau mit eingezogenem Chor und achteckigem Turm im Westen. Über der Stichbogentür an der Nordseite nebeneinander die Wappen derer von Kleist und Hacke mit der Jahreszahl 1717. Der obere Teil des Turmes war aus neuerer Zeit in einer Art italienischer Renaissance. Im Kircheninneren befanden sich zwei barocke Herrschaftslogen und an der Südseite ein großer Gruftanbau. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Turm und Kirchenschiff von Friedrich Stüler überformt. Die heutige Ruine der Dorfkirsche steht seit 1977 unter Denkmalschutz. Mitarbeiter des Denkmalschutzes konnten ein 2,80 m mal 2,60 m großes bleiverglastes Fenster sicherstellen. Es wurde aus der Apsis an der Ostseite geborgen. Diese hervorragende handwerkliche Arbeit, die die Auferstehung Jesus Christus zeigt, wurde 1906 von der Glasmalerei Ferdinand Müller aus Quedlinburg angefertigt. Durch seine rührigen Einwohner konnte dieses Fenster erhalten und restauriert werden. 2008 wurde es wieder in der Kirche eingesetzt werden. Der kleine Ort mit seinen ca. 60 Einwohnern entwickelt sich heute zu einem interessanten Ferienort.
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